Juni 2003
Das Flexiteak:

Während normale Menschen in diesem Jahrhundertsommer am Strand lagen oder segelten (!), verschwanden wir täglich unter unserem gelben Zelt, um bei Saunatemperaturen die Atemschutzmaske wegen erhöhtem Schleifstaubaufkommen oder 2K-Dämpfen aufzusetzen.

Irgendwann hatten wir das Laufdeck vorbereitet und sauber geschliffen, um mit Epoxi 2 Lagen Glasseidengewebe aufzulaminieren. Auch das hatten wir uns schwerer vorgestellt. Aber die Arbeitsanleitungen aus dem Internet und die West-Fibel nahmen einem zu recht den Schrecken.

Insgesamt gefällt mir das Arbeiten mit Epoxi. Ich bin nur kein Freund von Dosierpumpen. Ich kann damit nicht richtig umgehen. Deshalb habe ich mir gleich die Digitalküchenwaage geschnappt und mische nach Gewichtsanteilen.

Wir hatten uns nach den Anschauungsobjekten bei Rüegg für das Flexiteak entschieden. Wir wollten an den Rändern eine Stabbreite von 60mm verwenden und für die Fläche die üblichen 45 mm. Soweit so gut. Das Material hatten wir besorgt. Der Randstreifen, der zuerst verklebt wird, war zugeschnitten.

Es ist dann so gedacht, dass zunächst nur der Rand aufgeklebt wird, dieser aushärtet und am nächsten Tag legt man die einzelnen Stabstreifen, wie an eine Leitschiene, an den Rand an. Es funktioniert ähnlich wie beim Laminat verlegen mit Nut und Feder....

Kurz bevor ich das Epoxi anmische, zeigt mir Claudia einen 45er und einen 60er Stab und fragt: Fällt Dir was auf??...
Ich kuck mir die beiden Streifen an und sehe.... Nichts.

Claudia:
"Nut und Feder passen nicht zusammen, die 45er bekommen wir niemals an die 60er rangelegt!".

Ich stellte das Harz erst mal weg, setzte mich hin und drehte und wendete die beiden Teststücke. Sie hatte (natürlich) wieder recht.
Zum Glück ist der Fahrtweg zwischen Harburg und Rüegg recht lang, so dass ich mich auf dem Wege zum Meckerort abkühlen konnte. Trotzdem stapfte ich geladen in das Geschäft. Herr Clausen sah wohl schon Unheil drohen und nahm mir elegant und charmant den Wind aus den Segeln, indem er gleich die verschnittenen 60er Stäbe entgegennahm und eine Extraportion 45er als Ausgleich über den Tresen schob (inklusive einer Freikartusche Pantera).
Er konnte sich das auch nicht erklären und war sogar dankbar für den Hinweis.
Mittlerweile gibt es die Probleme nicht mehr und die Nut und Feder haben eine bessere Passform.
Wenn ich mir vorstelle, wir hätten den 60er Streifen auf das sauber verlegte Glasseidengewebe fest verklebt und hätten am nächsten Tag festgestellt, dass das alles nicht zueinander passt.......... Nein, dass will ich mir gar nicht vorstellen.

Nun denn, nachdem der Randstreifen lag, half Arne uns bei der Verlegung des Restes. Die ganze Prozedur dauerte mit Zuschneiden und Aushärten nur zwei Tage und dann sah das Deck so aus:

Ich hatte noch Reste über und damit wurde dann die Messe verschönert.
Das Flexiteak ist jetzt 3 Sommer der UV-Strahlung ausgesetzt und natürlich stellt man fest, dass es sich verändert hat. Aber es altert sozusagen „schön“ und das war auch beim Kauf bewusst und geplant. Der Vorteil für uns war ein rutschfestes Deck und keine Löcher oder Befestigungen im Deck.
Es ist noch zu erwähnen, dass bei der letzten Lage, die zum Verkleben anstand, auf wundersame Weise sich ein halbes Kilo Härter für das Epoxiharz in unser Cockpit ergoss.
Ich hatte, während ich schon die Härterdose öffnete, auf der zu beklebenden Fläche noch ein paar winzige Unreinheiten entdeckt. Als ich mich zwecks Behebung dieses Ärgernisses Richtung Unreinheit beugte, folgte die Härterdose der Schwerkraft.
Natürlich war das unser letzter Härter und es war Sonntag und die letzten Streifen mussten nass in nass verklebt werden... Mit Spachtel, Spritze und Folie nahmen wir den Härter von unserem echten Teakbelag im Cockpit auf. Die verbliebene Menge Härter reichte gerade noch aus, um die letzte Bahn zu verkleben. Glück gehabt!

Scheinbar muss es so sein, dass immer vor Abschluss der Arbeit einem fast das Herz stehen bleibt.

Zur Reanimation genossen wir den Abend im Harburger Binnenhafen: