22. Juni - Ein sehr spezieller Tag...


Ein wunderschöner Morgen weckte uns an unserer Schäre und wir tuckerten gemütlich nach Göteborg – Langedrag. Wir hatten die Hoffnung dort ein paar Brötchen zum Frühstück zu ergattern und nach einer Dusche uns in der Stadt die fehlenden Seekarten zu besorgen, um danach zur U 21 – Fussball – EM ins Gamla Ullevi Stadion zu gehen.

Soweit die Absicht.

Jetzt kommt der Bericht:

Langedrag vormittags - Ein mittelalterliches Pärchen irrt hilflos durch den Ort. Es gibt in dieser Kleinstadt keinen Bäcker, keinen Kaufmann, keinen Geldautomaten, keinen anwesenden Hafenmeister. Dafür auf jedem Stein und jedem Holzponton bikini-gekleidete Damen und Mädchen, die wahlweise an ihren Mobiltelefonen spielen oder I-Pod hören.

Langedrag mittags – Der männliche Teil des Pärchens betritt den neuen Duschcontainer, bei dem der mittlerweile anwesende Hafenmeister darauf besteht, dass man nicht Container sagen soll, sondern "weißes Häuschen", weil im "königlichen Yachtclub" sich Container nicht gut anhört.

Die neuen Duschen sehen gut aus. Alles sauber, alles schön... bis zum Ersteinsatz. Als der Mann den Duschkopf berührt, fällt ihm nacheinander die obere Halterung der Duschstange, gefolgt von der Duschstange, dann der Duschkopf und danach die Halterung des Duschkopfs entgegen. Nach dem Zusammensetzen des Puzzles geht er in die nächste Dusche. Der hier befindliche Duschkopf lässt sich in seiner Position nicht verstellen. Es wird nur die Wand geduscht. In der dritten Dusche lässt es sich Duschen. Auf dem Weg zurück zum Boot liegen die Bikinimädchen immer noch in der prallen Sonne.

Langedrag spät nachmittags - krebsrot erheben sich die ersten Bikinmädchen... Eine von ihnen versenkt gerade ihren Motorradhelm im Hafenbecken. Das mittelalte Pärchen geht zur Straßenbahn. Der Fahrkartenautomat nimmt keine Scheine, nur Münzen in nicht vorhandener Menge. Die vorhandene Kreditkarte wird vom Automat nicht akzeptiert. Macht nichts. Göteburg Innenstadt wird auch so erreicht.

Dort akzeptiert der Bankomat die EC-Karte nicht. Beim Rückweg wird die mittelalte Frau in einer Schwingtür von einem hünenhaften Jüngling umgerannt, der aber seinerseits unerwartet seinen Weg rückwärts durch die Tür samt dreier ihm folgender Menschen antritt als er auf das Schulter-Tackling des mittelalten Mannes trifft.

...um es kurz zu machen. Karten für das Fussballspiel gibt es nicht mehr und an den Turist-Infos weiß auch keiner, wo man überhaupt welche kaufen könnte. Wir werden in jedem Geschäft von eindeutig alkoholisierten Menschen angesprochen und verstehen nicht, was sie von uns wollen. Wir versuchen schön essen zu gehen und landen nach dem x-ten Versuch in einem Restaurant, bei dem die Bedienung zunächst überfordert ist und wir eine halbe Stunde auf die Bestellung warten, dann eine dreiviertelstunde auf das "ähh"....Essen. An dem Essen war das frischeste die Papierserviette und jetzt (vier Stunden später) kauen wir immer noch an dem Zeug.

Als wir auf die Tram warten, geht eine Frau vorbei und schlägt ohne Grund mit einer großen Basteinkaufstasche nach Claudia und geht laut schimpfend weiter. Danach folgt ein junges Mädchen deren junge Mutter weinend hinterherspaziert.

Wir gehen bei Hemköp einkaufen und dort röhrt uns der nächste Alki an. Als wir wieder auf die Tram warten kommt der nächste Alki, läuft gegen ein Absperrgitter und überschlägt sich darüber.

Wir fahren mit der Tram weiter und stellen beim vorbeifahren fest, dass in einer Reihe von Mehrfamilienhäuser die Türblätter teilweise verkehrt herum eingebaut wurden...

Das war alles sehr merkwürdig heute und wir fahren Morgen früh weiter. Irgendwie haben wir kein Glück mit Göteborg. Vor zwei Jahren hatten wir hier schon ähnliche Erlebnisse...

Aber was soll’s. Wir haben die Seekarten, wir haben die Ankerführer und viel frisches Gemüse... das wird in den Schären schön.