08. Januar - Suicide Highway... aber nicht für uns!


Großzügig haben wir heute auf das Fahrradfahren auf dem Motorway 2 zwischen Waihi und Tauranga verzichtet. Und das war auch gut so.

In dem Doppeldeckerbus erklomm es sich die Hügel viel angenehmer und der wirklich dichte Verkehr bestätigte uns in unserer Entscheidung. Nebenbei regnete es auch noch Bindfäden und so schummelten wir uns gleich bis Rotorua den Berg rauf.

Es ist doch schön, wenn getroffene Entscheidungen durch Wetter und Verkehr bestätigt werden. Unser Bigbeerenmus (Sack und Pack) kam auch unversehrt in Rotorua an. Die letzten 200m legten wir auch wieder auf den Fahrrädern zurück.

Man war das anstrengend! ;o)

Bilder gibt es heute keine. Es sei denn, Claudia bringt gleich noch welche von ihrem ersten Erkundungsgang mit. Das Wetter war heute einfach zu schlecht. Und durch eine verregnete Busscheibe leidet die Brillianz der Bilder doch erheblich.

Neben uns im Bus saß ein Pärchen aus dem Münsterland, die die letzten zweieinhalb Jahre am Bodensee gearbeitet haben. Jetzt sind sie seit einem Monat in NZ unterwegs und haben für ein Jahr ein "Work und Travel"-Visum.

Als ich den Mann fragte, was ihm am meisten fehle, musste er erstmal lange nachdenken.

Er sagte, ihm würden seine Freunde und Familie fehlen. Das fiele aber nicht so auf, weil die letzten zweieinhalb Jahre die schlimmste Zeit in seinem Leben gewesen sei.

Er sei so einsam dort unten im Süden Deutschlands gewesen, weil man zu den Menschen dort so schwer Kontakt bekomme und die so für sich seien. Daher gefiele ihm Neuseeland so gut, weil die Menschen so unheimlich freundlich und hilfsbereit und manchmal auch interessiert seien.

Er sagte, er habe das auch nicht verstanden, warum das so ein Unterschied zwischen dem Süden und dem ihm bekannten Rest der Republik gäbe.

Erich aus München, den wir in Australien in dem Motel in der LKW-Kurve kennengelernt hatten, hatte das über seine Landsleute bestätigt.

Ich glaub, von den Neuseeländern können wir alle noch eine ganze Menge in Sachen Freundlichkeit lernen.

...und ich glaube, ein Deutscher Arbeitgeber würde hier wahnsinnig werden.

Mein Sitznachbar und ich haben sich gar nicht wieder eingefangen vor Lachen, nachdem wir um 11.20 Uhr im langsamen Vorbeifahren einen Blick in eine große Autowerkstatt geworfen hatten.

Der Hofplatz war voller Fahrzeuge. Zwei Mechaniker hatten sich ein Seil quer durch die Werkstatthalle gezogen und spielten engagiert Federball über das Seil.

Wie in allen Ländern, die wir bereist haben, ist natürlich hier in NZ auch viel mehr Personal als in Deutschland am Start.

Im Restaurant heute in Rotorua waren drei (!!!!) Bedienungen für 12 Tische unterwegs. Von den 12 Tischen waren nur 7 besetzt und trotzdem wären wir, nach deutschen Maßstäben, fast verhungert und verdurstet.

Tatsächlich haben wir nach hiesigen Maßstäben bei einer Flasche Wasser, die hier immer kostenlos auf den Tisch gestellt wird, entspannt auf das Essen gewartet.

Alles ist eben ein wenig anders. Und in diesem Falle ist das "Anders" sehr angenehm.

Wie sehr unsere Erzählungen und Betrachtungen subjektiv sind und grundsätzlich nicht verallgemeinert werden dürfen, zeigte uns folgendes:

Gestern Nachmittag kam ein Schweizer Pärchen mit ihren Fahrrädern auf unseren Campingplatz. Sie hatten gestern (Montag) die gleiche Strecke mit dem Rad zurückgelegt, wie wir am Tag zuvor.

Beide waren nahezu aufgelöst über die aggressive und gefährliche Fahrweise der Autofahrer, insbesondere der LKW-Fahrer. Sie sind im Laufe des Tages wohl mehrfach geschnitten worden und ein Holztransporter hat den Mann wohl so sehr geschnitten, dass er fast gestürzt wäre.

Hatte ich gestern nicht noch von den freundlichen Autofahrern im Kiwiland berichtet?

...so unterschiedlich können Wahrnehmungen und Erlebnisse sein.

Wir begründeten unsere ruhige Fahrt und deren nervige Fahrt damit, dass gestern Wochenanfang und Ende der Public Holidays war, wir aber am Sonntag die Strecke hinter uns gebracht haben.

Wir sind heute genau zwei Monate unterwegs. Und der Rest unserer Reise beträgt noch zwei Monate und eine Woche.

Wir sind jetzt in dem Stadium, in dem uns alles recht ist.

Wir finden es schön bald nach Hause zu unseren Lieben zu kommen. Wir finden es aber auch schön hier noch Neuseeland unsicher zu machen.

Das ist ein prima Zustand. Denn gefährlich ist immer der Gedanke an das, was man gerade nicht hat. Das scheint in der menschlichen Natur zu liegen.

Wir haben aber Pläne geschmiedet für die Zeit nach dem Urlaub und sind ganz heiß darauf die umzusetzen und hier erwarten uns jetzt noch ganz dolle Dinge, denen wir genauso entgegenfiebern.

Ihr seht: Bei uns ist alles gut!