04. Januar - ...Vorsprung durch Technik


Waren wir die Etappen zuvor noch so bekloppt...äähh...engagiert... immer bis zum Ausblasen der Kerzen in den Berg hineinzutreten und dann erst abzusteigen, sind wir diesmal testweise abgestiegen, als es uns noch vergleichsweise gut ging und begannen das Schieben.

Der erstaunliche Effekt war, dass wir weniger schieben mussten und nach Ende der 65 km Etappe mit 735 Höhenmetern locker bis auf die Südinsel hätten durchfahren können... notfalls mit einem Tretboot... ;o)

Naja, ein wenig kaputt waren wir schon, aber es handelte sich eher, um eine angenehme Erschlaffung.

Der Beginn der Tagesetappe war aber auch traumhaft....


Wir setzten mit einer Fähre zur Cooks Beach über und fuhren auf einer Nebenstraße an der Cathedral Cove und dem Hot Water Beach vorbei....

Jaja, wir wissen, wir hätten uns das uuuuuuuuunbedingt anschauen müssen. Wir sind auch selbst ganz zerknirscht, dass wir wieder nicht mutig genug waren, die paar Extra-Kilometer zu wagen. Aber ein entspanntes Ankommen war uns da noch wichtiger.

Es war auf alle Fälle wunderschön am Morgen ohne Straßenverkehr an dieser Szenerie aus Traumbucht, Felsen, Meer, tollster Pflanzenwelt und schönem Wetter vorbeizuradeln. Sorry, aber da konnte ich kein vernünftiges Foto machen. Der Gesamteindruck war mit einem kurzen Knipserchen einfach nicht zu vermitteln. Dafür hätten wir einfach länger gebraucht.


Sollten wir noch mal hierher kommen, würden wir bestimmt hier unser Lager aufschlagen. Den Gedanken hatten wir schon dieses Mal. Leider war alles ausgebucht.

So radelten wir weiter und trafen Robbie aus den USA.

Robbie war für uns, nach ActiveSteve, der zweite Radtourist, den wir getroffen haben. Wir waren für Robbie (seit dem 5. Dezember) erst die 4. Radtouristen. So dolle ist das also mit den Radtouristen hier nicht bestellt.

Robbie erzählte uns von dem Teil nördlich von Auckland und Anstiegen, die er noch nie zuvor gesehen hatte (25% und zwar keine gefühlten!!!).

Claudia und ich haben uns nur beglückwünscht unserer inneren Stimme gefolgt zu sein, auf den nördlichen Teil großzügig zu verzichten.

Robbie sagte uns aber, er habe die ersten Tage ähnliche Qualen erlitten wie wir und das hätte sich nach zwei Wochen gegeben. Eine Revision des Tascheninhalts, hat ihn auch noch einige Kilo Gewichtsersparnis gebracht. ;o)

Robbie ist schon einmal quer durch die USA geradelt, allerdings ohne Gepäck. Er sagte, das sei kein Vergleich zu dem Geradel mit dem Hausstand hinten auf dem Gepäckträger.

Er sagte aber, dass sich der Aufwand lohne, was wir bisher auch nur bestätigen können.

Sein Weg führt ihn zu seiner neuen wwoofing-Stelle (WWOOF - Willing Workers on Organic Farms - Living & learning the organic way).

Dort arbeitet man auf einem Biohof für Unterkunft und Verpflegung. Er sagte uns, dass er festgestellt habe, dass es für ihn sehr wichtig sei, regelmäßig unter Menschen zu sein. Den ganzen Tag allein auf dem Rad lassen einen doch sehr vereinsamen.

Das können wir uns vorstellen.

Wir verabschiedeten uns nach dieser netten Begegnung und strampelten unserem ersten Anstieg entgegen. Diesmal mit der Sparflammen-Strategie...und tatsächlich... das klappte ausgezeichnet.


Mit dem Rad schrauben wir uns im Schnitt mit 7 km/h den Berg hoch. Zu Fuß sind das dann nur noch 4 km/h. Die Tage zuvor wurde bei uns ein 4 km langer Anstieg auf den ersten Kilometer gefahren und der Rest geschoben.

Diesmal stiegen wir schon früher ab und stiegen dafür regelmäßig zwischendurch auf. So kamen wir schneller und entspannter den Berg hinauf.


Beim letzten Aufstieg zum Opotere-Saddle schoben wir nur die ersten paar Meter und fuhren dafür den Rest. Mal sehen, wann wir gar nicht mehr schieben müssen.

Robbie meinte auch, die Anstiege auf der Südinsel seien in der Regel nicht so steil, dafür aber länger. Das kommt uns sehr entgegen, denn uns fehlt zur Zeit einfach noch die Kraft das Gewicht über den Hügel zu bringen.


Besonders Claudia wird mir dann auf der Südinsel davonziehen. Mein momentaner Vorteil ist nur die größere Maximalkraft, die mich über die eine oder andere Welle rüberdrücken lässt.

Bei konstanten Anstiegen merke ich schon, dass ich hinter der ollen Bergziege ganz schön alt aussehe.

Naja, und die Abfahrten machen mir auch eindeutig mehr Spaß als Claudia...aber das kommt auch noch. Ich bin durch die bessere Gewichtsverteilung des Anhängers ihr gegenüber auch im Vorteil, denn die schweren Taschen machen Claudias Rad sehr instabil.

Whangamata ist wieder der gleiche Bums wie Whitianga und so werde ich den morgigen Tag ununterbrochen im Internet verbringen...dort werde ich mich aalen und auf der Datenwelle stundenlang surfen und surfen und surfen und surfen...