01. Februar – Ich brauch’ nen Zopf!


Während gestern alle um den Takaka Hill Claudia bei ihrer Aufgabe anfeuerten, hatte ich heute mit wildgewordenen Trucks und gaskranken Urlaubern zu kämpfen.

Dreimal ging es verdammt eng zu und als etwas Bienen- oder Wespenartiges unter meinem Helm seinen Stachel ausprobierte, stieg ich entnervt vom Rad.

Wer weiß, wofür es gut war.

Hörten wir am Abend doch, dass ein Urlauberbus von Stray heute auf dieser Straße verunglückt sei. So war wohl heute Ozonwetter oder die Leute waren angezickt, weil Freitag oder der letzte Urlaubstag war.

Trotzdem, glaube ich, ich brauche einen Zopf. Damit die Leute denken, dort sitzt ne Frau auf dem Rad... ;o)


Der Backpacker in Hectors ist ein sogenanntes "Muss"!

Es ist aber auch wunderbar. Die Holzhäuser stehen am Steilhang und man muss zehn Minuten zu Fuß zu ihnen aufsteigen. Eine Straße gibt es hier nicht.


Und dann hat man von den Balkonen der Häuser so einen Blick.

Nach links...


...nach rechts...


...und mit Balkon.


So ließen wir den Tag ausklingen und meinen Stich abschwellen. Im Laufe des Tages wurde meine ganze rechte Kopfseite taub. Als hätte der Zahnarzt die Spritze falsch gesetzt. Im Laufe des Abends ging das aber alles zurück und wir unterhielten uns mit einem Paar aus Canada.

Die Canadier sind von den Miturlaubern auf unserer Reise, die wohl, mit Abstand, angenehmsten Gesprächspartner.

Jedesmal, wenn wir mit Canadiern ins Gespräch kamen, entwickelte sich daraus eine angeregte Unterhaltung. Eins einte aber alle, mit denen wir längere Gespräche führten: Die Abneigung gegenüber der amerikanischen Regierung und deren Außen- und Energiepolitik. Manchmal flammte dort regelrechte Aggression auf.

Ich hätte nicht gedacht, dass die Politik von George Bush im englischsprachigen Raum so kritisch gesehen wird. Es dauerte auch nie lange und schon war das Thema auf dem Tisch. Ausnahmsweise hatte ich damit nichts zu tun.

Interessant ist auch, welche Landsleute mit welchen Vorurteilen gegenüber Deutschen ausgestattet sind.

So ist auffällig, dass wir mit Leuten, die aus den normalen "EU"-Ländern kommen, nicht noch irgendwelche Geschichte aufarbeiten oder noch mal klarstellen müssen, wer denn hier den Längeren hat. Das findet in der Regel nur mit Menschen aus Ländern Europas statt, die nicht zur EU gehören oder weiter auf ihrer Insel mit Euro-Tunnelanbindung leben wollen.

Da ist es manchmal schon merkwürdig, was man sich als Deutscher so anhören muss. Am Anfang habe ich mich noch freundlich gegeben. Mittlerweile ist mir die Zeit zu schade.

Ich lasse den "arroganten" Deutschen raushängen, drehe mich um und unterhalte mich lieber mit Holländern, Franzosen, Polen, Indern, Canadiern, Koreanern, Kiwis oder....der hier zweithäufigsten Menschengruppe ...Deutschen.

...und dann noch eine Frage: Kann mir jemand sagen, warum Zürich weiter von Hector entfernt ist als Hamburg? Die liegen doch südlicher...