24. bis 25. September – Elbe


Um dieses Gefühl der Rückreise zu reduzieren, nahmen wir uns noch einen entspannten Tag allein in Rendsburg. Frei nach Loriot: Ich will einfach nur sitzen!

...und kucken. So saßen wir zum Frühstück vor einer Bäckerei in der Fußgängerzone, dann auf einer öffentlichen Bank und später in einem Restaurant und beobachteten den ganzen Tag die vorbeiziehenden Menschen.

Diesen Tag zur Besinnung haben wir auch gebraucht. So eigenwillig es klingt, aber wir brauchen nach so einer langen Zeit allein, tatsächlich Momente in denen wir nur unseren Gedanken hinterher hängen können. An die vielen lieben Konversationsmöglichkeiten müssen wir uns erst noch gewöhnen. Und speziell bei mir habe ich entdeckt, dass ich in einer Unterhaltung Mühe habe zu folgen, weil ich ganz anders (viel genauer) zuhöre, als vor unserer Reise.

Ein Beispiel: Als wir schon wieder hier in Hamburg waren, traf ich jemand Bekanntes beim Hautarzt. Vom in Rhetorik geschulten Darstellungsprofi wurde ich mit Sätzen bombardiert. Mehr als einmal musste ich den letzten Teil des erzählten Satzes nachfragen, weil ich im Kopf nicht so schnell das Gebüsch vom wirklichen Inhalt trennen konnte.

Nach außen hin, muss ich da sehr schwerfällig gewirkt haben. Auf der anderen Seite hatte ich aus mehreren dutzend Sätzen dann aber auch die drei Sätze zentralen Inhalts herausgefiltert. Das ist ganz schön anstrengend. Aber so effektiv habe ich früher nicht zuhören können.... Da war der "Gebüschfilter" nicht so weit entwickelt ;o).

Der Tag in Rendsburg war jedenfalls sehr angenehm und am Montag legten wir in der Frühe ab.

Claudia hatte sich mittlerweile eine beachtliche Erkältung zugezogen, so dass Skrollan zum Bazillenmutterschiff mutierte.

In der Schleuse Brunsbüttel musste Claudia das erste Mal wieder ihren Dienst tun und mich zum Leinenfestmachen in der Schleuse absetzen.

Wir hatten großes Glück, weil wir mit der Astrid sofort nach Ankunft in Brunsbüttel geschleust wurden.


Eigenartig mutet aber das Serviceverhalten der Schleusenbediensteten im NOK an. Wurden bei der Einfahrt in Holtenau etliche Sportboote unnötig auf die lange Nudel geschoben und trotz höflicher Anfrage, wann mit einem Schleusengang gerechnet werden kann nur äußerst rotzig geantwortet, wurde bei der Ausfahrt das holländische Traditionsschiff per Funk wie Dreck behandelt.

Erst nach dem vierten Anruf der freundlichen holländischen Funkerin in perfektem Deutsch, bequemte sich "Kiel-Kanal-eins" zu einer hingemurmelten Antwort, die niemand verstehen konnte. Auf die höfliche Nachfrage der Holländerin wurde äußerst ungehalten reagiert.

Da wir bei der Hinfahrt schon ähnliches erlebt hatten, fragen wir uns ernsthaft, was dort für Muffelköppe sitzen.

Denen scheint nicht bewusst zu sein, dass der Funkkontakt mit der Schleuse in Brunsbüttel oder Holtenau für viele ausländische Crews, die auf der Durchreise sind, der erste oder letzte Kontakt mit Deutschland ist. Das hinterlässt nachhaltigen Eindruck.

Für uns war das äußerst peinlich, wie sich einige dieser Schleusenwarte aufführen.

Zum Glück machte uns der Anblick "unserer" Elbe diese Momente des "Fremdschämens" sofort vergessen.

Wir waren auf der Elbe!

Yeaaaahhh... endlich wieder braunes, sandhaltiges Wasser, reißender Strom, ungebändigte Kraft, intensivster Großschiffsverkehr und hackige Wellen.

...hört sich das verlockend an?....Nicht?.....Für uns schon!

Es ist hier alles ein wenig rauer und wilder und das macht für uns den Reiz aus.

So kreuzten wir nach Neuhaus in die Oste und genossen die Ankunft in "unserem Revier".


Den Abend verbrachten wir mit Grid und Bernd bei leckerstem Essen in Otterndorf bis mein kleiner kranker Hase dringend ins Bett musste.

Trotz Claudias Erkältung war es für uns eine schöne Ankunft "zu Haus".