24. November – Eine schwere Entscheidung


Nach einer Nacht in einer echten Behausung, sieht die Welt... genauso aus wie vorher.

Also haben Claudia und ich uns hingesetzt und überlegt, wie unsere Reise weiter verlaufen soll.

Eigentlich sind wir ja nur hier hoch gekommen, weil wir in den Kakadu-National-Park wollten. Unser Bedürfnis wegen Grünzeug und Wasserlöchern Schlange zu stehen, steht zur Zeit unter Null. So haben wir uns heute Morgen entschlossen, die Notbremse zu ziehen.

Wir werden versuchen, den Flug nach Brisbane vom 11. Dezember auf den 26. November vorzuziehen, um etwas bewohntere und klimatisch ausgeglichenere Gebiete aufzusuchen.

Am Flughafen lief zunächst auch alles nach Plan.

Die freundliche Dani’o vom AVIS-Counter sagte uns, es sei kein Problem den Wagen früher in Darwin abzugeben und in Brisbane dafür früher zu erhalten.

So begaben wir uns zum QUANTAS-Schalter und zahlten 96 Dollar für die Umbuchung des Fluges.

Zurück am AVIS-Schalter wollten wir nun alles in trockene Tücher bringen. Dani’o und uns blieb dann erstmal das Herz stehen. Denn so leicht, wie Dani’o dachte, war die Umbuchung dann doch nicht.

Was sie nicht wusste: In Brisbane tobt seit Freitag der Pabst im Kettenhemd, weil Australiens Schüler sich dort zu einem zweiwöchigen Koma-Saufen einfinden. Dementsprechend sind nicht nur alle Kombis ausgeliehen, die AVIS Vertretung am Flughafen ist auch noch geschlossen.

Dani’o telefonierte um ihr Leben und es gelang ihr (zumindest ist das der heutige Stand) nach zwei Stunden ein passendes Fahrzeug zu organisieren. Wie das dann am Montag in Brisbane aussieht werden wir noch sehen, aber wir sind zuversichtlich. Ansonsten beginne ich direkt vor Ort den dritten Weltkrieg (mit guten Chancen ihn zu gewinnen).

Direkt danach fuhren wir zur Entspannung erstmal ans Wasser zum East-Point nach Funny-Beach.

Endlich Meer...


Ich hätte nie geglaubt, dass wir diesen Blick so nötig haben. Irgendetwas muss da doch in uns sein, dass Wasser so eine beruhigende und stimmungsaufhellende Wirkung auf uns hat.


Wir haben überlegt, warum uns die Reise mit Skrollan so viel einfacher erschien. Es muss daran liegen, dass wir unser Schneckenhaus und unsere Rückzugsmöglichkeit immer dabei hatten. Das Auto kann so etwas einfach nicht leisten. Das dürfte der Hauptgrund sein.


Da wir uns kaum auf diesen Urlaub vorbereitet haben und dachten, es wird schon alles laufen, sind wir jetzt erstaunt, dass zwar alles läuft. Aber nicht so, wie wir uns das vorgestellt haben.

Wir hätten uns vorher mit den zu erwartenden Situationen vertraut machen sollen. Eine Woche Outback ist ja ganz nett, zwei sind schon grenzwertig und die ursprünglich angedachten vier hätten mich der Klappse einen großen Schritt näher gebracht.

Natur ist etwas Schönes. Es kommt auch hier auf die Dosis an.

Dabei sind es noch nicht mal die Tierchen, die Enge oder die Hitze, die einen den Nerv rauben, sondern die Gleichförmigkeit der Landschaft.

Die Begeisterungsfähigkeit für solche Naturwunder wie Kings Canyon, Devils Marbles oder Glen Helen nimmt rapide ab. Es ist und bleibt ein Haufen Steine. Mal mit mehr, mal mit weniger Wasser in der Nähe.

Und ob der Termitenhügel jetzt so groß wie ich ist, doppelt so groß oder ein ganzer Baum, wie die Attraktion im Litchfieldpark, ist mir ziemlich egal. Mir reicht der in meiner Größe.

Die ersten Kilometer mit dem Auto durch die roten Landschaften waren für uns sehr beeindruckend. Zum Schluss wollten wir aber nur noch einen grünen Rasen sehen, riechen und fühlen, wie den hier


So ist es für uns eine Erkenntnis, dass wir nicht die Menschen sind, die sich nach dieser ursprünglichen Einsamkeit sehnen, die einem hier im Überfluss geboten wird.

Das harmoniert auch mit den Empfindungen, die wir beim Segeln hatten. Mit Skrollan ein halbes Jahr durch die Ostsee unterwegs sein, ist ne feine Sache... aber Wochenlang allein über den Ozean knattern??? ...Das ist nicht so unser (sagt Claudia).

Diesen Erkenntnissen haben wir jetzt Folge geleistet und unser Australienurlaub beginnt ein zweites Mal:

LET’S GET READY TO RRRRUMBLE!!!!

Darwin hat richtig nette Ecken. Um einen Ausgleich für den abgesagten Besuch des KAKADU’s zu bekommen, suchten wir den botanischen Garten auf.


Dort gab es (deutsche Übersetzung) Wurstbäume


Kanonenkugelbäume


Ibis


und handtellergroße Spinnen


Zum Abend hin suchten wir noch mal Funny Beach auf, um den Sonnenuntergang im Meer genießen zu können.

So sieht der Spülrand des Wassers aus


Wenn man aber genau hinkuckt, stellt man fest, dass in fast jeder dieser Kegelschnecken ein Krebs haust. Hier die Vergrößerung auf der die Fühler und die Beine zu sehen sind


Deshalb kribbelt und krabbelt das alles.

Ich hätte Euch gern eine dichtere Aufnahme gezeigt. Aber Claudia hat mir verboten die Schneckenhäuser anzufassen, weil einige dieser Krebse derart giftig sein sollen, dass sie mich gleich ins Jenseits befördern (schreibt Bill Bryson).

Na gut, dann eben Sonnenuntergang


...und noch mal


...und nach dem Untergang


Danach wagten wir uns in den Segelclub Darwin, in dem gerade die Jahreshauptversammlung stattfand. Dort stellten wir fest, dass die Australier viel sportlicher an das Segeln herangehen. Sie haben ja auch keine Wahl. Mal eben zum Wochenende nach Stade oder Glückstadt ist hier nicht. Der nächste Hafen ist 45 sm entfernt und bei bis zu 8 m Tidenhub hat das hier auch mächtig Strömung.

Deshalb wird eher Regatta gesegelt und das äußerst engagiert.

Segeln ist hier wohl mehr ein Familiensport, wie man an den vielen jungen Gästen sieht.


Die Saison ist jetzt zu Ende und die Boote sind größtenteils aus dem Wasser genommen. Die Würfelquallen bevölkern jetzt die Gegend, die Zyklon-Saison beginnt und Haie und Krokodile sollen auch häufiger zu Besuch kommen.

Tatsächlich sahen wir heute, trotz bestem Badewetter, nicht einen Zeh im Wasser der Bucht. Von Schwimmern ganz zu schweigen.

Mal sehen, wie Jon Howard seine heutige Wahl-Niederlage verträgt. Vielleicht geht er ja auch Schwimmen und kommt nicht wieder, wie schon ein australischer Präsident vor ihm.

Australien hat einen neuen Präsidenten (Kevin Smart-looking-Something, oder so ;o), der so schlau war, einfache Botschaften auszustrahlen: Neue Führung, weltbestes Schulsystem, Gesundheit, Bekämpfung des Klimawandels und jedermanns Freund.

Da sieht ein Jon Howard ziemlich alt gegen aus. Der hätte aber selbst gegen den bösen Wolf aus Grimm’s Märchen keine Chance gehabt.

Immer wenn wir hier Jon Howard im Fernsehen oder den Print-Medien gesehen haben, machte er ein Gesicht, als wäre ihm gerade ein fürchterliches Missgeschick geschehen und eigentlich will er nur kurz weg, um die Unterwäsche zu wechseln. Selbst bei einer Einweihung eines Kindergartens, konnte er sein Missgeschick-Gesicht nicht ablegen.

Wahrscheinlich hat er das dicke Ende schon kommen sehen. Er ist nämlich nicht nur kein Präsident mehr. Er hat auch noch seinen Wahlkreis (gegen eine Frau!!!) verloren und ist kein Abgeordneter mehr.

Angela! Setz ne andere Miene auf, wenn das noch mal was mit Dir werden soll (...wenn es denn noch mal was werden soll ;o)

...und die restlichen Bilder