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15. November – Am Arsch der Heide...


Ich muss dringendst zum Arzt. Normal ist das nicht. Die Nacht war für mich schon wieder um 04.00 Uhr zu Ende... nicht dass das hier einreißt. ;o)

Was man alles bis 9.00 Uhr erledigen kann ist wirklich erstaunlich. Aber trotz unseres Bienenfleißes mussten wir das "Lost Camel" verlassen.


Es war sehr angenehm hier. Toll was man aus Porenbetonsteinen alles machen kann.




Nach dem Tanken machten wir uns auf den Weg zum Kings Canyon.

Für Ayers Rock-Besucher:
Wenn Ihr Karten oder sonstige Literatur kaufen wollt, so geht kurz zur Mobiltankstelle. Da kostet z.B. der Autoatlas nicht 70,- $, wie im Information-Centre, sondern nur 35,-. Auch Devotionalien sind dort um einiges preiswerter und nicht unbedingt hässlicher.

Nun denn, mit gemütlichen 90 km/h ging es auf dem Lassiter-Highway Richtung Kings Canyon.


Erster Stop war an einer der seltenen Raststätten in Curtin Springs. Wir nahmen einen Kaffee und fragten bei den Damen, die die Raststätte betreiben, ob der Tanami-Track passierbar wäre. Das sollte unsere Reiseroute Richtung Broome die nächsten Tage werden.


Stellt Euch also eine Kulisse, wie aus Crocodile Dundee vor. Dämmrig, verräucherte Bar mit Ventilator unter der Decke, irgendwelche an die Wand geklebten Sprüche, Trophäen überall, Schlangen in Einmachgläsern, Dudelmusik, eine 15 m langen Theke und draußen flirrende Hitze.


Wir stellten unsere Frage nach der Passierbarkeit des Tanami-Tracks.

Reaktion:

Die Ma’am schaute Claudia an, dann mich…und es entwickelte sich folgendes Gespräch:

Sie: Habt Ihr nen Four-Wheeler?

Wir: Ja!

Sie: ...mit zwei Ersatzrädern?!

Wir: ...mmmhh....nöööö

Sie: ...Schaufeln und Seilwinde?

Wir: ...mmmhh....nöööö

Sie: Funkgerät?

Wir: nein!

Sie: Genug Wasser und Essen?

Wir: (stolz)....JA! Das haben wir!

Sie: mmmhhh....GPS!

Wir: Jupp!

Sie: (mit ernstem Gesicht) Ich würde es nicht machen... Es ist wirklich nicht ganz einfach.

Wir: Das glauben wir schon... aber bitte, wozu braucht man zwei Ersatzreifen?

Sie: Wenn man Platten hat!

Wir: Wie wahrscheinlich ist das hier, dass man auf einer Fahrt zwei Platten hat.

Sie: ...ich war letztens unterwegs und hatte vier Platten...

Wir: (Nickten)...mmhh, da müssen wir wohl noch mal drüber nachdenken......

Claudia schaute mich an und merkte, dass mir da noch was auf der Zunge lag.

Zu gern hätte ich gesagt: Na, da haben Dir die zwei Ersatzreifen bei vier Platten ja richtig weiter geholfen!

Aber Claudia senkte nur den Blick und schüttelte mit dem Kopf, so dass ich den Hinweis auch verstand.

Wie sich einen Tag später herausstellen sollte, hatte die Frau gewusst, wovon sie sprach.

Wir verabschiedeten uns und zuckelten vom freilaufenden Emu weiter Richtung Kings Canyon.


Am Straßenrand lagen tote Kamele, Kängurus, Schlangen…halt alles, was das Land so zu bieten hat.

...und Melonen!


Melonen???

Nachdem wir an der 5. Anhäufung von Melonen, die im Straßengraben lagen, vorbeigefahren sind, war mein Forscherdrang nicht mehr zu bremsen.

Angehalten, Ausgestiegen... Aufgeschnitten!


Sieht aus wie Melone, schmeckt aber ungenießbar bitter und wächst dort wirklich rechts und links der Straße.

Die Vegetation hatte mittlerweile ein wenig zugenommen und die Kamel-Haufen-Frequenz auf dem Asphalt nahm ebenfalls zu.


Am Kings-Canyon-Ressort angekommen, parkten wir unseren Nissan unter einem Baum mit diversen Papageien und gingen zurück zur Bar, um uns eine der sagenhaften australischen Fleischportionen einzufahren.

Essen gab es noch nicht. Als Entschädigung genoss ich das eine oder andere Bier und die Unterhaltung mit der Bar-Managerin.

Für einen nicht gerade sehr anspruchsvollen Job liegen in Ihrer Lohntüte 42.000 Dollar im Jahr. Das Problem ist nur: Sie kann sie hier nirgends ausgeben.

Kings Canyon liegt nämlich so richtig am noch asphaltierten Arsch der Heide. Von dem Arsch ohne Asphalt wollen wir gar nicht sprechen.

Ich denke mindestens drei Viertel des Salärs sind Trennungsgeld.

Im Laufe des Abends erlebten wir dann den ersten Stromausfall in Australien. Erstaunliche Beobachtungen sind bei Stromausfall am helllichten Tag zu machen.

Ich dachte die Aussies wären Cool. Aber es machte sich eine gewisse Aufgeregtheit breit, die in operative hektische Tätigkeiten mündete, z.B. das Aufstellen von Kerzen und sinnloses Hin- und Hergerenne.

Da wir direkt an der Bar an deren Kasse saßen, verstanden wir langsam die Ursache der Aufregung:

Niemand wollte die Gäste bedienen und damit auch gleich kassieren, weil niemand im Kopf rechnen konnte.

So verursachte das Kassieren von zwei Steaks für jeweils 34,50 $ größere Probleme. Der zu Hilfe gezogene Solartaschenrechner war leider nur eine begrenzte Hilfe. Aber mit Block, Stift und Hilfe des Kollegen, wurde dann die 67,- $ Rechnungssumme draus.... Es wurde sich sehr über die 2 Dollar Trinkgeld gefreut, die ich spendierte ;o)

Naja, kräftig angedudelt erwartete uns die erste Nacht im Fond des Nissans...