13. November – Morgenstund hat Gold im Mund...


Um halb drei Uhr (Ortszeit) war ich auch schon wieder knalle-wach. Claudia ließ sich auch zum Leben erwecken und schon saßen wir im Auto Richtung Ayers-Rock, um den Sonnenaufgang am Uluru zu betrachten.

Das hört sich jetzt bewusster an, als es war.

In Wirklichkeit war meine Uhr noch auf Ortszeit Sydney (also 4.00 Uhr) eingestellt und dort wird es gegen 5.00 Uhr hell. Deshalb war das Aufwachen, so dachten wir, gar nicht so schlecht.

Die Rangerin, die uns dann im Nationalpark um halb vier Uhr Ortszeit freundlich darauf aufmerksam machte, dass wir dort noch gar nichts zu suchen hätten, weil der Park erst um 5.00 Uhr öffnen würde, musste wegen meiner Jet-Lag-Konfusion dann doch lachen und ließ uns am Aussichtspunkt stehen bleiben. Teilte uns vorher aber mit, dass der Sonnenaufgang erst nach sechs sein würde (Uluru liegt halt ein wenig nördlicher als Sydney ;o)


Ich meine, so ein Körper hat ja auch was mitzumachen.

Erst fliegste 12 Stunden (Auckland) vor, dann fliegste wieder zwei Stunden zurück (Sydney) und am nächsten Tag biste wieder 1,5 Stunden zurück (Ayers Rock). Da muss man ja durcheinander kommen.


Naja, so hatten wir wenigstens Zeit zum Fotografieren.


...und dann sah das da so aus.


Das sieht ruhiger aus, als es wirklich ist. Neben den vielen Reisebussen und uns Wohnmobil- und PKW-Fahrern gesellten sich auch ein bis drei Helikopter.

So richtig ruhig ist es zur Zeit des Sonnenaufganges also nicht mehr. Die Zeit davor war aber für uns sehr schön. Danke, liebe Rangerin!

Uluru hört sich auch ganz speziell an. Durch den starken Wind, der um ihn herum pfeift, macht er Geräusche, wie eine Bundesstraße, die in der Entfernung rauscht.

Um 07.00 Uhr waren wir dann im Kulturzentrum des Nationalparks.

Fotos können wir leider nicht anbieten, weil das Fotografieren dort untersagt ist. Deshalb erzähl ich Euch ein wenig, was wir da gelernt haben.

Die Australier haben den Nationalpark von den Aborigines gepachtet. Gemeinsam wird versucht, den Menschen die Kultur der Ureinwohner nahezubringen.

Bei den Ureinwohnern existieren 750 verschiedene Dialekte und es gibt 250 Sprachen, die teilweise so unterschiedlich wie Deutsch zu Englisch oder Japanisch sind.

Bis heute scheint noch nicht so ganz klar zu sein, woher die Ureinwohner eigentlich stammen.

Bei der Gegend hier um den Ayers Rock handelt es sich nicht um sich selbst überlassene Natur, sondern um eine jahrtausendlang gepflegte Naturlandschaft, wie die Lüneburger Heide..... Das ist kein Scherz. Ich erklär das gleich.

Die Aborigines sorgen durch gezieltes Legen von Steppenbränden dafür, dass die Gegend so aussieht.

Die Brände sorgen dafür, dass das Spinnifexgras nicht verholzt, stets frisch nachwächst, damit für Tiere genießbar und für Menschen passierbar bleibt.

Dieses Gras ist nämlich sehr scharf und hinterlässt, wenn es hart und holzig wird, schlecht heilende Schnittwunden.

Damit ist für die Tiere ausreichend Nahrung da und die Aborigines haben mehr Jagdwild.

Die Brände werden in der Regel in der kalten Jahreszeit gelegt und nur so, dass sie beherrschbar bleiben. Die Brände selber treiben das Wild zu den Jägern.

Wie das jetzt mit der Religion, der Traumzeit und den unterschiedlichen Sagengestalten genau ist, habe ich einfach nicht begriffen und ist einfach zu weit von meiner Vorstellungswelt entfernt.

Tatsache ist, die Jungs haben sich prima an die Umgebung hier angepasst und erfolgreiche Methoden entwickelt Nahrung und Wasser zu suchen, während der Europäer sich hier nur sehr unbeholfen gegen die Natur durchsetzt.

Was dort nicht erklärt wird, ist folgendes:

Anfang der 90er Jahre erstritten einige Aborigines vor dem Bundesgerichtshof das Recht auf Herausgabe ihres Landes. Die dadurch entfachte Verlustangst der hier lebenden Australier sorgte 1996 für die Abwahl der liberalen Labour-Partei und brachte den Rechtskonservativen John Howard an die Macht, der die Rechte der Aborigines wieder einschränkte.

Das Bundesgericht entschied 1996 aber erneut, dass die Einschränkung der Landansprüche der Aborigines verfassungswidrig sei.

Man merkt auch hier, dass das Zusammenleben nicht so richtig funktioniert. Im Nationalpark arbeiten fast ausschließlich Weiße.

Die Aborigines, die man auf der Straße sieht, wirken irgendwie entwurzelt und passen nicht in das Straßenbild. Es besteht ein Alkoholverbot für die Ureinwohner, da sie den Alkohol wohl nicht so gut vertragen.

Ein wenig hat man das Gefühl einem großen Missverständnis beizuwohnen.

Besonders im Nationalpark hat man das Gefühl: Wir machen jetzt mal was für die Ureinwohner... aber eigentlich haben wir nicht so richtig Lust dazu... es sei denn, wir können damit Geld verdienen (Souvenirs, Führungen, Parkeintritt.)

So gibt es an den meisten Stellen Fotografierverbote, auf die auch umfassend mit Schildern aufmerksam gemacht wird. Eine Strafe von bis zu 5000 Dollar wird angedroht.

Die vielen Führer unterbinden aber in keinster Weise das Fotografieren.

Ebenso ist es nicht erwünscht den Ayers Rock zu betreten. Trotzdem gibt es Führungen dort hinauf und es landen dort mittlerweile sogar Hubschrauber und laden die fetten Kalkleisten ab.

So richtig versteh ich das mit dem Fotografierverbot ja auch nicht. Aber nachvollziehen kann ich das.

Die ganze Gegend hier um den Ayers Rock ist ein oder DAS Heiligtum der Ureinwohner. Das Betreten bestimmter Regionen ist nur für bestimmte Rituale erlaubt. Ebenso soll das Fotografieren die Seelen von irgendwem stören.

Das ist uns zunächst unverständlich.

Geht man aber davon aus, dass diese Religion ähnlich ernst zu nehmen ist, wie z.B. die christliche oder die muslimische, dann wäre das Betreten der verbotenen Gebiete und das Fotografieren so, als würde man im Petersdom regelmäßig an einen der diversen Altäre urinieren oder die Kaba in Mekka mit Grafitties beschmieren.

Den möchte ich sehen, der das eine oder das andere überlebt.

Wir waren um 9.00 Uhr morgens jedenfalls mit unserem Tagesprogramm schon durch und fuhren zurück ins Hotel, kauften im Supermarkt ein und versandten die ersten Tagesberichte, die Ihr hoffentlich schon vorliegen habt.

Abends ging es dann nochmals zum Uluru, um ihn bei Sonnenuntergang zu betrachten.

So sieht das aus:


Aber so groß ist der gar nicht, wie man auf diesem Foto erkennen kann


Im Hotel angekommen erwartete uns dann eine etwas längere Mail des Reisebüros.

Im Verlaufe des Hin- und Hermailens wurde dann eine faire Lösung gefunden und jetzt hat die Liebe Seele ihre Ruhe.

Mailen ist hier an sich aber nicht ganz einfach. Die Internet-Anschlüsse sind in der Regel nicht mit externen Daten bespielbar und an dem Terminal, wo man seine Daten hochladen kann, kosten drei Minuten 1,- Dollar. Es versteht sich, dass es sich nicht um einen schnellen Anschluss handelt.

Deshalb maile ich hier viel über das Mobiltelefon. Schauen wir mal, was die Rechnung uns später dazu mitteilt