19. Mai - Flashlights


Von Tag zu Tag gefällt uns Klaipeda besser. Scheinbar brauchen wir unsere Zeit, um uns mit diesen Städten hier anzufreunden.

Toll ist wirklich das kulturelle Angebot. Hier werden große Leinwände auf Plätze gestellt und dann füllen die unterschiedlichsten Künstler diese Leinwände mit Leben.

Respekt nötigen mir die litauischen Frauen ab.

Als ich heute Nacht um halb drei den Laptop ausmachte, ging eine Gruppe von 4 Personen, darunter drei Damen auf hohen Schuhen über das Kopfsteinpflaster unserer Straße.

Auf einmal fing die eine zu humpeln an und die andere fragte sie nach 10 Metern, was denn los sei. Sie blieben stehen und schauten zurück. Da stak ein goldener Highheel im Kopfsteinpflaster.

Ganz die Damen lachten die sich kaputt und Aschenputtel und ihre Freundin kreiselten zurück.

Am Schuh angekommen versuchte die Freundin den Schuh aus dem Pflaster zu bekommen. Aschenputtel war aber so sturztrunken, dass sie über den Rücken ihrer bückenden Freundin eine Rolle rückwärts machte und beide über dem Stöckelschuh zusammenbrachen.

Respekt dachte ich... nachdem beide kichernd und glucksend ihre Knochen auseinandersortiert hatten.

Die Freundin hatte dann im Liegen auch den Schuh aus dem Pflaster herausoperiert. Mit dem Schuh in der Hand drückte sie jetzt Aschenputtel am Po nach oben. Als Aschenputtel gerade stand, brach sie aber wieder ein und begrub ihre Freundin erneut unter sich.

Also erneut Knochen sortiert und diesmal aber gemeinsam aufgestanden. Die Freundin hielt Aschenputtel fest und hielt ihr den Schuh hin. Beim Versuch in den Schuh zu treten, stürzte Aschenputtel unter Ausführung einer doppelten Schraube wieder gegen ihre Freundin und beide lagen kichernd und glucksend auf dem Pflaster.

Die beiden anderen, darunter ein Herr, standen die ganze Zeit abseits und konnten vor Lachen nicht mehr atmen.... bis die Freundin von Aschenputtel den Herrn um Hilfe rief. Der griff Aschenputtel sogleich unter die Arme, stellte sie hin, zog ihr mit der Freundin den Schuh an und machte sie wieder sauber.

Als dank kassierte er erstmal diverse Knuffe und ich glaube Aschenputtel muss so was gesagt haben, wie: Das kann ich schon allein. Dann gingen sie gemeinsam in die nächste Bar.

...und jetzt kommt’s! Die waren nicht in Jeans und so unterwegs. Nee, im kleinen schwarzen mit Handtäschchen, Bolero, Sonnenbrille und allem was dazugehört. Und stolzierten ganz Dame, als wäre nichts vorgefallen von dannen!

Jetzt mal ehrlich... Das ist Sportsgeist!

...und dann war da noch das Ännchen von Tharau:

Als wir gerade in einem Restaurant mit Blick auf den Brunnen mit dem Ännchen von Tharau speisten, musste ich mir zweimal die Augen reiben.

Seelenruhig entledigte sich ein Skater der Beinkleider und begann im Brunnen die von hoffnungsfrohen Menschen eingeworfenen Glücksmünzen einzusammeln. Das ging ungefähr eine halbe Stunde. Keiner hielt ihn auf.

Dann kam er wieder aus dem Brunnen und dann zählten er und seine Kumpels den Erlös und machten Halbe – Halbe.

So was nennt man, glaub ich pragmatisches Handeln.