02. Mai – First ship in harbour


Nachdem wir gestern das Fest in Swinemünde noch genossen hatten, machten wir uns heute früh auf den Weg nach Dzwinów.

Aber zurück nach Swinemünde. Es ist dort wunderschön. Swinemünde ist eine reiche Stadt (so sieht es aus) und die Häuser an der Promenade laden ein, einige Momente zu verweilen und sich die schöne Architektur anzuschauen. Die Stadtplaner scheinen darauf geachtet zu haben, dass die Bauten, die gerade im Neubau sind, den Stil der alten Promenadenhäuser aufnehmen. So kann ein Laie (wie ich) nicht erkennen, welches Haus neu und welches alt ist.

Wie ich schon mal geschrieben habe, hat man den Eindruck, dass es hier brummt. Die Menschen strahlen eine positive Grundstimmung aus und alle sind irgendwie beschäftigt.

Heute Morgen waren wir noch ein wenig irritiert vom Wetterbericht. Aber das hat sich schnell gegeben, denn der Wind kam zuverlässig aus SW und damit optimal um nach Dzinów zu segeln.

Endlich mal richtig segeln ohne auf irgendwelche Flachs, Fischernetze oder sonstige Dinge achten zu müssen.

Vorher aber noch mal etwas Grundsätzliches. Beim Verkehr zwischen den Ostseehäfen Polens sollte man sich bei der Hafenbehörde an- bzw. abmelden. Grundsätzlich ist diese auf Kanal UKW 12 zu erreichen. Alternativ spricht man mit seinem Hafenmeister im entsprechenden Hafen und dieser erledigt das für einen. Lediglich in Dzwinów ist der Kanal 10 zu wählen, weil der Hafen so dicht an Swinemünde liegt.

Und da sind wir auch schon bei dem größten Problem. Als Amateurfunker und sonst auch nicht auf dem Mund gefallen, versuchte ich heute meine erste Funk-Anmeldung in Dzwinów.

Was für ein Fiasko.

Erstmal rief ich auf Kanal 12. Und wurde nach dem zweiten Ruf von der Port Control Swinoucjie freundlich darauf aufmerksam gemacht, dass Kanal 10 in diesem Fall der richtige wäre.

O.k.! Soweit, so gut, also Kanal 10.

Aber auch da geht’s los "Kapitanat Portu Dzwinow" ...Aber, wie spricht man Dzwinow richtig aus: Dziwennoo. Das muss man auch erstmal lernen. Derart verunsichert, frage ich dann meinen Gegenpart, ob er irgendetwas mitgeteilt haben möchte.... und ich sehe das Grinsen förmlich in seinem Gesicht, als er auf Englisch sagt: "Alles ist gut. Legen Sie bitte beim Kapitanat Portu an, bevor sie in die Marina fahren."

Dort angekommen, werden wir von einem etwas mürrischen Grenzsoldaten in Camouflage empfangen, der nach ein paar Minuten durch einen Leutnant in Marineuniform, zur Freude von Claudia ausgetauscht wird.

Der sah wirklich richtig gut aus. Ein richtig schmucker Kerl und wir unterhielten uns in allen Sprachen dieser Erde. Also zumindest ich. Er sprach eine Mischung aus polnisch, deutsch und englisch.

Bei mir gab es echte Probleme: Tak – heißt auf polnisch "Ja"... auf Dänisch heißt das "Danke" und so sagte mein Kleinhirn immer "Si" statt "Tak", weil "Tak" heißt ja "Danke".

Wir verabschiedeten uns dann freundlich. Er auf polnisch ich auf italienisch und wie an unseren Gesichtern zu erkennen war, waren wir begeistert voneinander.

Nebenbei bemerkt. Wir haben uns wirklich verstanden, weil er uns das ganze mit der AN- und Abmelderei exzellent erklärt hat.

Dann gab es noch ein Highlight. Er fragte mich nach dem Namen des Kapitäns und ich sagte: "Claudia Wolenski" mit dem üblichen Zweifel im Gesicht.

Es war das erste Mal in meinem Leben, in dem ich den Namen Wolenski nicht buchstabieren musste, er sofort richtig geschrieben wurde und es das Natürlichste auf der Welt war, so einen Namen zu tragen......Danke!

Mit schwerem Herzen trennten wir uns von dem freundlichen Soldaten und fuhren in die Marina Polmax gleich gegenüber.

Hier erwartete uns die nächste Überraschung. Der Hafenmeister ließ uns direkt am Hauptanleger längsseits liegen (sonst an Bojen) und teilte uns gleich mit: "Weil Ihr das erste Schiff in diesem Jahr seid, braucht Ihr nichts zu bezahlen."

Wir machten fest und denken die ganze Zeit: Polen ist echt geil!...nur ein wenig viel Camouflage.

Achja, hatten wir das schon?

"Dschiien Dobriä!" – heißt "Guten Tag!"

Nachtrag zum 02. Mai: Expeditionen ins Bierreich


Der Tag war, wie sich herausstellte, lange noch nicht zu Ende.

Zunächst kaufte ich das Nötigste in dem nahe gelegenen Lebensmittelgeschäft (500m die Straße runter, einmal die Hauptverkehrsstraße überqueren und dort ist es) ein.

Währen wir das Abendbrot vorbereiteten, kam Nebel auf. Er zog wie Rauch von See her durch die Wälder und auf einmal war der Fluß verschwunden. So etwas habe ich noch nie gesehen.

So verbrachten wir den Abend damit, den Anglern zuzuschauen, bis der Hafenmeister kam und uns zwei geräucherte Heringe brachte und fragte, ob wir uns nicht zu einer Runde an einem Lagerfeuer Sitzenden dazugesellen wollen.

Das lassen wir uns nicht zweimal sagen und ich fragte noch, ob ich denn Wein oder so mitbringen solle. Da lachte er und sagte: "You can bring everything you want. We drink everything which is wet."

Und so begannen die Expeditionen ins Bierreich. Wir gesellten uns zu einer lustigen Runde und es war, wie Vulla so schön sagt: 1a-arsch-gemütlich.

Alle haben viel gelacht. Wir auch, weil uns von einem Polen aus Berlin viel übersetzt wurde und der Hafenmeister perfekt englisch spricht.

Zum Schluss wurden noch die Kartoffeln aus dem Feuer geholt. Und um Mitternacht stellten wir fest, dass da auch nicht mehr viel geht. Wir begrüßten im Voraus schon unseren Schädel und sprangen ins eisig kalte Bett.