14. August – Emails Moppsen...


Der heutige Tag war ausgefüllt mit Tätigkeiten. Bis jetzt (21.00 Uhr) haben wir nicht einmal rumgegammelt. Das ist nicht besonders ungewöhnlich. Man fragt sich nur, wo der ganze Tag geblieben ist. Man hat ihn einfach mit Leben ausgefüllt... Wie schön!

Nur in Kurzform unser heutiges Programm: Aufräumen, Tagesberichte fertig schreiben und Bilder bearbeiten, Duschen, um 11.00 Uhr an die in der Bibliothek vorbestellten Internetplätze, dann Einkaufen, um 13.30 Uhr ablegen und weiterfahren gen England... ähh Lyrestadt.

Heute sollte es passieren: Skrollan wird heruntergeschleust und das ganz massiv.

Die ganze Höhe, die Claudia mit der Winsch Skrollan nach oben gekurbelt hat, muss ich jetzt ohne Hilfsmittel per Hand wieder unter Skrollan herauslassen.

Das ist echt Arbeit:


Claudia hat sogar Zeit zum Fotografieren... Hier ihre Brüdern und Schwestern im Geiste...


Und dann wirft sie wieder einen Blick zurück:


Während ich mich und Skrollan schon wieder auf den nächsten Schleusengang vorbereite:


Danach macht sie noch ein paar despektierliche Bemerkungen von wegen gleicher Haarschnitt


Und dann sind wir nach 13 Schleusen und diversen Brücken in


Dort fahren wir uns die zweite kleine Macke ins Boot. Was aber nicht so schlimm ist, weil die direkt neben der ersten Macke liegt.

Die Steine an der Kaimauer wirken halt wie ein Schleifstein. Wenn ein Fender beim Anlegen am Heck nach oben rutscht und die Achterleine dann steif kommt, schrammt man halt ein wenig den Lack an. Nach 4 Monaten ist das aber eine erlaubte kleine Macke und kann leicht im Winterlager behoben werden.

Apropos Macke:

Claudia hat eine kleine Macke in meiner Hose nun auch behoben. Seit Mem trug ich in meiner Lieblingshose auf jeder Hinterbacke ein handtellergroßes Loch zur Schau.

Da die Deutsche Hausfrau bekanntlich findig ist, wenn die Rohstoffe knapp werden, trage ich nun unsern Segelverein immer im Herzen... äähh... an prominenter Stelle.


Ich find das ganz chic und auf alle Fälle besser als die knallbunten Ex-Biber-Bettwäsche-Flicken, die sonst zur Auswahl gestanden hätten.

Claudia war dann noch ein wenig mit der Kamera unterwegs, während ich mich mit dem Laptop auf die Suche nach einem privaten offenen WLAN-Netzwerk gemacht habe, um Euch des Nachts mit Tagesberichten zu versorgen und Emails abzurufen (Emails Moppsen).


Schaut Euch die Bilder an und im Anschluss daran gibt es unsere angekündigten Gedanken zu den Anforderungen an ein Boot für einen längeren Ostseetörn:
















Anforderungen an ein Segelboot für einen längeren Törn auf der Ostsee

Grundsätzlich sind wir erstaunt, wie gut Skrollan unsere Bedürfnisse erfüllt. Vielleicht passt man sich auch den Gegebenheiten an.

Schauen wir mal, ob wir eine strukturierte Aufstellung unserer Anforderungen an ein Segelboot für einen längeren Törn auf der Ostsee hinbekommen.

Allgemeines:

Grundsätzlich gilt für uns, dass das Einfache dem Komplizierten vorzuziehen ist. Dies gilt in erster Linie für den Antrieb (Motor und Segel).

Bestimmte Einrichtungen, die andere Menschen als Luxus oder unnötige Stromverschwender bezeichnen würden (Pinnenpilot, Kühlbox, Heizung, vernünftige Beleuchtung, Navtex, Wasserkocher, Wandler für Laptop), sind für die dauerhafte Erhaltung unserer Lebensfreude wichtig.

Hier unterscheiden sich die Philosophien.

Wir wollen zügig Reisen und der Weg ist das Ziel. Keiner hat dabei gesagt, dass der Weg besser wird, wenn man sich Beschränkungen auferlegt.

Allerdings darf das Boot nicht zu groß sein. Es darf nur so groß sein, dass jeder an Bord alle Segel allein bedienen kann, bzw. das Boot problemlos allein aus dem und in den Hafen bringen kann.

Großer Tiefgang beschränkt die Möglichkeiten der Fahrtwege in den Schären und ein hohes Freibord macht das Anlegen für den Vorschiffsmann zur Kletterpartie.

Lebensraum:

Ein Muss:

Eine Möglichkeit auch bei schlechtem Wetter unter Deck einen Platz zu haben, an dem man aufrecht stehen kann.

Liegeflächen auf denen man ohne Rückenschmerzen schlafen kann und sich keiner eingeengt fühlt.

Mindestens eine fast perfekte Sitzgelegenheit.

Stauraum, der mehr als ausreichend ist und der sich gut strukturieren lässt.

Ein WC-Raum, der von den restlichen Räumlichkeiten abgetrennt ist (Nur so gutmütige Charaktere wie wir, nehmen es mit Humor, wenn sich nachts jemand 20 cm vom Kopfkissen entfernt erleichtern muss).

Die beste Position der Toilette ist neben dem Niedergang, damit man mit nassen Sachen nicht durch das ganze Schiff tropft.

LÜFTER, LÜFTER, LÜFTER!!! Im Boot ist immer mehr Feuchtigkeit, als man denkt.

Die Kuchenbude! Lebensraum-pur bei wechselhaftem Wetter und Mückenabweiser.

Gammelfreie Frischwassertanks. Unsere Edelstahltanks haben sich bewährt.

Gemütlichkeit! Man muss sich richtig wohlfühlen bei jedem Wetter und auch bei längeren Aufenthalten unter Deck. Besonders, wenn man krank ist, nimmt der Anspruch an Behaglichkeit zu.

Licht! Das (elektrische) Licht muss eine freundliche Atmosphäre schaffen und darf nicht so funzelig sein. ...Goethes letzte Worte: Mehr Licht!

Eine Badeleiter

Ein Fäkalientank

Ein großzügiges Cockpit

LUXUS:

Ein Ölzeugschrank im Bad, der beheizt ist.

Eine einfach zu bedienende, wartungsarme, sparsame, leise Heizung.

Ein Backofen

Eine CD-Abspielmöglichkeit

Ein sparsamer Kühlschrank

Eine bequeme Sitzgelegenheit in der Messe, bei der man niemandem auf dem Weg ins Vorschiff im Weg sitzt

Unter Motor:

Ein großzügig dimensionierter, zuverlässiger Dieselmotor, der von allen Seiten leicht zu erreichen ist und eine hervorragende Schallisolierung des Motors.

Das gleiche gilt für alle Antriebseinheiten (Getriebe, Welle, Schaltmimik)

Ausreichend, aber nicht übertriebene Tankkapazität. Unsere 60l bei 1,2l Verbrauch pro Stunde sind optimal.

Ein zuverlässiger Propeller. Mehrfach haben wir beobachten dürfen, dass Faltpropeller bei Schleusen- oder Hafenmanövern nicht aufklappten und das Boot damit manövrierunfähig wurde. Deshalb nehmen wir den kaum merkbaren Geschwindigkeitsverlust unter Segeln unseres zweiflügeligen Festpropellers gern in Kauf.

Instrumente zur Motorkontrolle (Ladespannung, Drehzahlmesser, einsehbarer Kühlwasserfilter)

Gute Manövriereigenschaften bei Rückwärtsfahrt.

Unter Segeln:

Einfache Bedienbarkeit der Segel. Insbesondere das zwei-Leinen Reffsystem und das Setzen des Groß ist bei Skrollan einfach, schnell und zuverlässig. Den Umlenkungen aller Leinen ins Cockpit stehen wir skeptisch gegenüber, weil da zuviel Kraft verloren geht.

Kreuzen unter großer Genua muss ohne Verhaken hinter Wanten oder sonstigem möglich sein.

Gute bis sehr gute Am-Wind-Eigenschaften

Ein richtig gutes Leichtwind-Segel bei raumen und achterlichen Winden

Rollvorsegel

Selbstwendefock

Trimmbares Achterstag

Langer Traveller für das Groß im Cockpit.

Mit Leinen zu verstellende Holepunkte der Vorsegel.

Sonstiges:

Harmonisches Seeverhalten (Gutmütigkeit unter Segel)

Ein separater Kartentisch

Pinnenpilot

Windfahnensteuerung (auch elektrisch)

Luxus: Ein Kartenplotter von der Pinne aus einsehbar. In den Schären muss das ein Traum sein.

Eine großzügige Scheuerleiste

Große Fender (nicht diese Spielzeugfender)

Kräftiges Ankergeschirr

Ankergurtrolle am Heckkorb für Heckanker

Schnell aufzubauendes solides Schlauchboot

WLAN-Antenne auf dem Mast ;o)

Einen alternativen Stromerzeuger (Solarzelle oder leiser Windgenerator)

Fazit:

Mit Skrollan waren wir auf unserem Törn wirklich sehr gut bedient. In erster Linie, weil sie so gutmütig, zuverlässig und gemütlich unter Deck ist.

Die Größe unseres Cockpits überzeugt uns jeden Tag auf’s neue, da wir auf wesentlich größeren Yachten zu Besuch waren, in deren Cockpit man sich nicht halb so bequem aufhalten konnte, wie bei uns.

Das einzige, was wirklich verbessert werden muss, ist der Schlafkomfort. Dieser Mangel ist aber unserer Unerfahrenheit beim Kauf der neuen Polster geschuldet und lässt sich sehr leicht beheben.

Kein Muss, aber doch wünschenswert, ist eine bessere Luftzirkulation im Vorschiff. Die Pläne dafür waren fertig, allein an Einbauzeit hat es gemangelt.