23. April - Wolgast ist nicht Stade...


Der Brückengraf ließ sich heute dazu herab, uns passieren zu lassen.

Ans Telefon wollte er aber nicht gehen, als ich ihn anrief, weil wir schon wieder diverse Minuten Verspätung hatten bei der Brückenöffnung.

Man hat das Telefon bei ihm quasi klingeln hören. Dann sah man in seinem Turm, wie die Schalloussieenn... wie schreibt man das ...ähh... Vorhänge zugingen. Und dann gab es einen Anranzer an uns, dass wir vom Leitwerk fernbleiben sollen. Es sei verboten dort festzumachen....das seien schließlich keine Festmacherdalben.

...ich blieb ruhig, dachte aber, er solle mal in Stade oder Borsfleth in die Lehre gehen, da sieht der, wie ein echter Brückenwärter arbeitet.

Dann verschlechterte sich das Wetter kurz hinter Wolgast. Dunkle, fast schwarze Wolken zogen auf. Bäume bogen sich ächzend unter dem stürmischen Wind. Regen peitschte mir ins Gesicht und ich hatte Mühe die Wellen auszusteuern. Im schmalen Fahrwasser der Regenrinne nahm mir eine Monsterwelle die Sicht und trieb mich genau zwischen zwei Untiefen-Tonnen, wo ich dann Skrollan hoch und sicher aufbockte, während Claudia gerade den Tee fertig gekocht hatte...

Naja ok. Gaaaanz so, war es nicht.... es war eher ein derart strahlender Sonnenschein, dass ich die Untiefentonnen im Gegenlicht nicht von den Fahrwassertonnen unterscheiden konnte und einfach das falsche Ziel anvisierte, während ich gerade das Großsegel auspackte.

Klarer Fall von dumm gelaufen. Ich merkte aber zeitig meinen Irrtum und der schlickige Boden ließ uns nach ein paar kräftigen Voll-Zurück-Stößen wieder weiterziehen. Aber der Tee war trotzdem fertig...

Man war das peinlich!

Zu schönes Wetter verleitet zu Leichtsinn. Wir segelten dann ganz gemütlich nach Lassan.

Und dieses malerische Dörfchen... pardon... Städtchen ist wirklich eine Reise wert.

Allerdings ist der Hafenführer bei seinen Tiefenangaben zu korrigieren. Wir hatten sowohl an seiner Nord-, als auch seiner Südmole an den hinteren Liegeplätzen zur Kaimauer nur zwischen 1,30 und 1,70 m Wassertiefe. Mir wurde aber gesagt, dass der Untergrund nur Schlick ist und der Hafen eigentlich mal auf 4m ausgebaggert war. Also zogen wir ein paar Kreise durch den Modder und drin war der Fisch.

Im Hafenführer steht, dass man das Gefühl hat, die Zeit sei um die Jahrhundertwende stehen geblieben. Ich würde sagen, es ist einfach gemütlich und ein Besuch im Peenestrom-Café in der Wendenstraße 19 lohnt sich allemal.

Wir haben so einen netten Plausch mit der Inhaberin gehalten, die es aus Hamburg kommend hierher verschlagen hat. Sie hat in einem Alter, bei dem andere an Altersversorgung denken, hier mal eben ein Café und eine Konditorei eröffnet.

Lassan ist einfach nur richtig gemütlich und mit der Natur drum herum Erholung pur. Eigentlich wollten wir nur kurz etwas einkaufen, und dann waren wir zweieinhalb Stunden spazieren und haben das mit dem Einkaufen gelassen.