Der vierundzwanzigste Tag (14.08.2006) - Sturm


Hart schlägt der Bug in die Wellen. Die Wellen schlagen dumpf zurück und klatschen ins Heck und an die Seite. Skrollan ächzt und stöhnt. Sie schüttelt sich und bockt und legt sich auf die Seite. Die Wanten heulen und unbekannte Stimmen flüstern Unverständliches. Die Böen kündigen sich mit einem dumpfen Grollen an, das immer näher kommt. Bis es ohrenbetäubend über Dir ist und Skrollan legt sich auf die Seite. Das Wasser im Wassertank schlägt und gluckert. Die leeren Kleiderbügel im Schrank verprügeln sich gegenseitig und schlagen an die Wand, während das nasse Ölzeug in der Messe seine Umgebung zutropft. An der Persenning ruckt und reißt und schlägt der Wind. Der Regen weht wie feiner Sand und kriecht in jede Ritze.

Die Festmacher rucken in Ihren Klampen und kein Schritt ist zu tun, ohne dass man taumelt oder sich festhält.

Öffnest Du die Türen und gehst nach draußen, umgibt Dich nur noch Brüllen und Kreischen. Du kannst nicht gerade stehen und der Wind zerrt und reißt an Dir. Drehst Du Dich ihm entgegen, fällt Dir das Atmen schwer. Du lehnst Dich mit aller Kraft gegen ihn, damit Du nicht umgestoßen wirst.

Der Mast vibriert und mit ihm das ganze Schiff. Die Flaggen wehen in Fetzen und knattern und schlagen gegen die Wanten.

Ruhe! Du willst nur fünf Minuten Ruhe. Raus aus dieser Hölle der tausend Geräusche.



...so hören sich konstante sieben Windstärken (mit Böen locker in die acht) im Hafen von Langör an. Das wäre alles halb so schlimm, wenn der Hafen nicht nach Süden offen wäre. Leider kommt aus dieser Richtung der Wind und damit auch ein ekliger Schwell, der alle Boote im Hafen tanzen lässt.

An der Außenmole werden gerade die Schiffe zusammengeschlagen. Sie sitzen direkt an der Mauer auf und werden vom Wind und von den Wellen an den Kai gepresst und rauf und runter gestossen.

Das Bild habe ich noch heute Mittag gemacht, als es noch recht harmlos draußen war. Mittlerweile fliegt so viel Gischt über die Stege, dass ich die Kamera nicht mehr benutzen mag. Von diesem Boot ist aber mittlerweile die Scheuerleiste mittschiffs auf drei Meter abgerissen und das Gelcoat völlig zerstoßen.


Es ist jetzt kurz vor Mitternacht und es scheint ein wenig auf nur noch sieben abzuflauen, oder der Wind dreht, weil wir von den Wellen, die in den Hafen drücken nicht mehr so durchgeschüttelt werden.

Dieses Geruckel macht so aggressiv. Man kann nichts dagegen tun. Skrollan umlegen geht jetzt auch nicht mehr, weil wir in Luv noch Nachbarn bekommen haben. Deshalb reiten wir das ab. Und hätten wir nicht nach Jan Matthaei’s Idee super selfmade Ruckfender gestrickt, hätte ich mir schon ein Hotelzimmer genommen.


Das Amüsante an der ganzen Geschichte ist: Wir sind im Hafen und trotzdem ist man gestresst und angespannt, weil 3,5 Tonnen an sechs Festmachern Pogo tanzen. Korrigiere, an fünf Festmachern. Einer hat sich mittlerweile durchgescheuert. Wie das wohl erst draußen sein mag. Zwei Schiffe sind heute noch rausgefahren. Das gehört eindeutig zu den Sachen, die ich nicht machen muss.

Es war aber nicht alles so nervig heute. Wir haben einen prima Spaziergang am Strand gemacht und sind dabei der Bernstein-Verschwörung auf Spur gekommen....aber das ist eine andere Geschichte...