Januar bis Mitte Oktober 2005
Januar 2005

Wir haben unser Traumhaus gefunden, sogar noch mit Möbeln. Diesmal ein Einfamilienhaus in bester Lage. Nur die Verkaufsmodalitäten sind etwas merkwürdig: Es handelt sich um eine Nachlassveräußerung und der Testamentvollstrecker (angesehener politisch engagierter Rechtsanwalt) beauftragt eine Maklerin den Verkauf mit Hilfe eines Bieterverfahrens durchzuführen. Wir geben das höchste Gebot ab. Der Notarvertrag wird von unserem Notar gefertigt. Der stellt beim Amtsgericht fest, dass ein Vorkaufsrecht im Grundbuch zugunsten des Nachbarn eingetragen ist.

Wie sich herausstellt, hatte der auch schon ein Angebot abgegeben. Man benötigte also nur einen Dummen (oder zwei), die die Angebote hochpumpen. Denn der Verkaufsberechtigte hätte bis zwei Monate nach Abschluss des Kaufvertrages die Möglichkeit in unseren Vertrag einzutreten. Was er dann auch gemacht hat.

Den Stress hätten die uns ersparen können.

Februar 2005

Wir haben ein Zwei-Familienhaus gefunden. Notartermin ist um 18.00 Uhr. Um 12.00 Uhr erhalte ich von der bisherigen Verwalterin die seit Wochen angeforderten Unterlagen. Nachdem wir mehrfach den Besitzer gefragt haben, ob es Probleme wegen Feuchtigkeit mit Mietern im Haus gegeben habe und er mehrfach verneint hat, sind in den Unterlagen die Gerichtsakten einer Klage der letzten Mieter wegen... na, ratet mal?..... Feuchtigkeit in der Wohnung. Es wurde sogar in beiden Wohnungen Innendämmungen in jeweils einem Zimmer aufgebracht. Wir handeln vor dem Notar unter großem Geheule der Verkäufer herunter. Eigentlich hätte man den Vertrag so abschließen und die Verkäufer wegen Betruges anzeigen müssen. Aber wir sind wieder zu brav.

Den Stress hätten die uns ersparen können.

März 2005

Claudia und ich entschließen uns zu heiraten. Obwohl das stimmt nicht. Entschlossen waren wir schon vorher. Wir entschließen uns in DIESEM JAHR im Juli zu heiraten. Das war die beste Idee, die wir in diesem Jahr hatten.

Den Stress durften wir uns nicht ersparen.

April 2005

Wir entschließen uns, das Haus noch im September komplett zu sanieren und eine dritte Wohnung ins Dach einzubauen, in die wir dann einziehen wollen. Wir planen wild. Archtikten werden beauftragt und sind zu bezahlen, andere scheinbar fähige Menschen geben Ihre Ratschläge und eine Finanzierung wird gesucht.

Den Stress hätten wir uns ersparen können.

Mai bis 14. Juli 2005

Claudias Vater verschleppt eine Lungenentzündung im Urlaub und wandelt am Rande zwischen Leben und Tod. Er kommt zurück. Gott sei Dank!

Die beauftragte „Weddingplannerin“ stellt die Kalkulation für die Hochzeitsfeier auf. Eine absolut identische Feier haben wir gerade im April selbst für unseren Segelverein ausgerichtet und alle waren begeistert. Die „Weddingplannerin“ „plant“ für ein Ihr von uns vorgelegtes stehendes Konzept einen doppelt so hohen Preis ein, wie wir im April bei eigener Ausrichtung bezahlten. Die Zeit wird knapp. Aber wir richten die Hochzeit selbst aus!

Die Bank sagt die Finanzierung für die Sanierung zu. Die Planungen gehen weiter. September bis Anfang Januar (16 Wochen) soll die Bauzeit dauern, so dass wir entspannt im April 2006 ins Sabbatjahr entschwinden können.

Den Stress hätten wir uns sparen können.

15. Juli 2005

Wir heiraten! Bis dahin tolle Feier, wunderbare Gäste, einzigartige Location, großartiges Essen, schmissige Musik. Wir haben alles richtig gemacht und wir sind auf Wolke sieben.

16. Juli 2005, 00.55 Uhr

Das Herz meines Vaters hört auf der Hochzeitsfeier während des Tanzens auf zu schlagen. Jan und Lutz reanimieren sofort und überbrücken die 20 Minuten bis die Sanitäter da sind und diese meinen Vater mit dem sechsten Schuss aus dem Defi wieder ins Leben zurückbringen. Er ist wieder da!

Rest Juli 2005

Wir bekommen Hilfe von allen Seiten. Vornehmlich aus Richtungen, aus denen wir es nicht erwartet haben. Andere Selbstverständlichkeiten sind es vielleicht nie gewesen… Wir waren Teil eines Wunders. So viele Zufälle haben meinem Vater nicht nur das Leben sondern vor allem ein lebenswertes Leben geschenkt. Von tausenden ähnlichen Fällen erhalten nur eine handvoll eine derartige zweite Chance. Ich hoffe, dass er das zu schätzen weiß.

August 2005

Unsere geplanten dreiwöchigen Flitterwochen unter Segeln werden eine verspätete Woche unter Segeln auf der Elbe. Diese kurze Auszeit war wunderschön und wir haben sie wirklich gebraucht.

Bevor wir losfahren wird uns mitgeteilt, dass die Sanierung erst Mitte April abgeschlossen sein wird. Mein Hinweis auf die vereinbarten 16 Wochen Bauzeit wird mit einem saftigen: „Ja, aber doch nicht am Stück!“ quittiert.

Nebenbei stellt sich heraus, dass meine Beförderung in meiner Abwesenheitszeit ansteht.

Aus diesen Gründen entscheiden wir uns, dass Sabbatjahr um ein Jahr nach hinten zu verschieben, wenn es geht. Eigentlich geht’s nicht, aber dann geht’s doch. Jetzt stellt sich heraus, dass ich wegen der Haushaltslage doch erst in 2007 befördert werden kann. Also in der Zeit, in die wir jetzt das Sabbatjahr geschoben haben.

Den Stress hätten die uns ersparen können.

September 2005

Der Bau soll beginnen. Planungen sind nicht so, wie sie sein sollten. Der Preis hat sich um 90 Prozent bei Absinken der Leistung erhöht. Ein Anruf bei der Bank ergibt, dass die Darlehenszusage noch nicht da ist. Aber das sei kein Problem. Wir sollen schon mal anfangen.
Meine Erwiderung, wenn es kein Problem ist, dann können sie uns die Zusage ja auch so geben, stößt auf taube Ohren.

Bevor meine Zähne auf die Fäuste nicht bezahlter Handwerker stoßen, blasen wir alles ab und verschieben den Umbau auf Frühjahr 2007.

Den Stress hätten wir uns sparen können.

Mitte Oktober 2005

Claudia und ich sind permanent genervt. Das hat schlagartig ein Ende, als wir uns während einer kleinen Auseinandersetzung in der Küche entscheiden, die Sanierung nach unserer Rückkehr vorzunehmen. Der Stress fällt von uns ab. Wir entscheiden, dass wir die Außenarbeiten durch Gewerke machen lassen werden und den Innenausbau selber machen. Wir haben gelernt, dass wir uns nur auf uns selbst verlassen können. Denn auch hier stimmt der Satz: „Wenn Du willst, das etwas in Deinem Sinne gemacht wird – mach es selbst!!!“