"Urlaub" ist ein magisches Wort. Man verbindet damit ferne Länder, fremde Kulturen
und tropische Temperaturen.
Wer ein Segelboot in Norddeutschland sein eigen nennt, weiß, dass Urlaub auch andere Assoziationen
hervorrufen kann. Aber auch heimatnahe Häfen, nordische Gelassenheit und Sturm, Kälte und Regen bieten
ausreichend Erholungswert, um für den Arbeitgeber Geist und Körper wieder aufzufrischen.
Im Mai, ich glaube, es war Himmelfahrt (Wo ist unser Logbuch?), startete Skrollan seine erste wirklich
große Segeltour. Dieser Törn begann mit Sechs Windstärken direkt gegenan, Richtung Brunsbüttel.
Ablaufend Wasser und unser bärenstarker Volvo brachten uns in kürzester Zeit nach Brunsbüttel. Unser
Erscheinen flößte dem Schleusenwärter reichlich Respekt ein, dass er, pünktlich mit unserer Ankunft,
die Schleusentore öffnete.
Eine andere Theorie besagt, er habe Mitleid gehabt, weil an der vorgeschriebener Wartestelle ein
ekliger Hack stand (Strom gegen Wind) und er den Anblick unsere tanzenden Yacht nicht ertragen konnte.
Wir schleusten problemlos und ohne Unfall. Ich erwähne das, weil ich von unserem ersten Schleusengang
mit der Bisschop van Arkel gewarnt war. Dort sprang ich mit der mir angeborenen Eleganz von Bord auf
die Holzschwimmer in der Schleuse und hätte mich um ein Haar ganz böse auf die Fr... gelegt.
Diesmal war ich schlauer, verzichtete auf Stunts der Marke „Mr. Bean“ und bewegte mich ganz vorsichtig
auf diesen glitschigen Schwimmern.
Dann öffnete sich das Schleusentor und der Blick auf den Nordostseekanal wurde freigegeben...
Kommandos werden gebrüllt, Motoren heulen auf, Dieselabgase schwängern die Luft... "Gentleman, start your
engines!". Die Ablegereihenfolge, von vorn nach hinten und einer nach dem anderen, wird natürlich
nicht eingehalten.
Während wir noch warten, bis vor uns abgelegt wird, preschen schon drei Yachten an uns vorbei, die
untereinander auch noch mit Überholvorgängen beschäftigt sind. Festmacher werden hinter sich hergezogen.
Mutti wird angeschrien, dass die Fender endlich reingeholt werden. Das koste schließlich Speed.
Dieses Verhalten der anderen Segler ist eine offene Kampfansage an "Skrollan".
Beim Kauf wussten wir nicht, dass Skrollan ein echtes Motorrennboot ist. Spätestens seit dieser ersten
Fahrt durch den Nordostseekanal weiß ganz Segeldeutschland bescheid.
Skrollan macht bei entspannten 2200 Umdrehungen pro Minute 6,7 kn ohne Strom laut GPS. Wenn man
die Drehzahl ein wenig erhöht, sind auch schon mal 7,5 kn drin.
Wir sagen dann immer: „In Hamburg ist landunter“. Das bedeutet, dass sich Skrollan in ihrer eigenen
Welle am Heck so festsaugt, dass der Schriftzug „Hamburg“ auf dem Spiegel vollständig unter Wasser ist.
So erreichten wir auch als einziges Boot unseres Schleusenganges vor Sonnenuntergang Rendsburg und
legten in einem tollen kleinen Yachthafen an. Das war dort so puschig und schön. Leider haben wir keine
Fotos gemacht. Aber das wird bei der nächsten NOK-Tour nachgeholt.
Am nächsten Morgen wurde der Rest des NOK’s durchpflügt und um 11.00 Uhr sahen Skrollan und wir, das
erste mal die Ostsee. Hunderte Segler tummelten sich in der Kieler Förde und trotzdem kam kein Stress
auf. Man hat ja Platz. Eine völlig neue Erfahrung. |
Auf der Elbe ist man permanent am Kalkulieren, ob man den nächsten Schlag noch vor
oder erst hinter dem nächsten großen Pott macht und ob die Schnellfähre wieder genau da durch will,
wo ich gerade fahre.
Das einzige, was fehlte, war anständig Wind. So trieben wir Richtung Schleimünde, wo uns Jan und Anette
mit dem Hai erwarteten. |