Mittlerweile hatten wir uns an den Arbeitsdienst gewöhnt. Ab Januar arbeiteten wir vier Tage pro Woche am
Schiff und zwar das Wochenende, Montag und Dienstag nach der Arbeit.
In dieser Zeit verabschiedete sich der Excenterschleifer von Bosch mehrfach. Entweder war der Treibriemen gerissen
("Nein, wir haben nicht zu fest aufgedrückt!) oder einzelne Kabel brachen im Gerät. Das nächste
Mal wird es keine
Heimwerkergeräte mehr bei mir geben. Ich hatte zwar das Spitzenmodell von Bosch gekauft, aber das war der
Dauerbelastung von diversen Quadratmetern Bordwand, Deck, Einbauten etc nicht gewachsen. Meine Empfehlung "Rotex"
von Festool. Zum Glück konnte ich den Excenterschleifer jedes mal zu meinem Vater in die "Werkzeugklinik" bringen,
wo mein Vater, alias Dr. Brinkmann, den Patienten jedes Mal zum Leben erweckte.
In dieser Zeit entdeckte ich ein neues Spielparadies: Die Wunderwelt der Werkzeugkataloge.
Der Höhepunkt wurde erreicht, als Peter an einem sonnigen Februarmorgen zu unserem Zelt kam und mit verschwörerischem
Blick mich aufforderte ihm zu folgen.
Peter sanierte zu diesem Zeitpunkt an einem wunderschönen 5,5 KR und nahm seine "Helene", genau wie wir, komplett
auseinander.
Zurück zum Geschehen. Ich folgte ihm zum Kofferraum seines Fahrzeuges. Er öffnete die Kofferraumklappe wie eine
Schatzkiste und ein grauer Metallkoffer mit orangener Aufschrift kam zum Vorschein....... Mein Gott..........
er hatte es getan ........... Er hatte sich den Fein-Multimaster in der Ausstattungsvariante "Top" gekauft.....
Neid und Missgunst formten meine Augen zu schmalen Schlitzen. Der Arm zuckte zum Koffer, die Hand
verkrampfte sich zur Kralle......"Meeeeiiiiinnnn Schatzzzzzzzzzzz!"
Claudia, kam um die Ecke und fragte: "Moin Peter, was hast Du denn da?" Peter und ich kuckten uns an und
antworteten mit teilnahmslosen Blick "Ooch, .... nichts besonderes.... nur den Fein-Multimaster!".....
"Den muss ich auch haben!!" entfuhr es mir und schon ertappte ich mich dabei, diverseste Begründungen für
den Erwerb dieses Gerätes herauszustammeln.
Peter überzeugte Claudia mit einer gelungenen Demonstration.
Zwei Tage später hatte unser eigener Multimaster Premiere. Wer sich dieses Werkzeug ausgedacht hat, gehört in
Bronze gegossen. Es ist handlich, man kann prima damit schleifen, sägen, trennen, raspeln, spachteln, das Sika aus
den nähten ziehen....irre... und vor allem kann man sich nicht dabei verletzen, weil sich nichts dreht oder
rotiert.
Ab und zu muss man sich auch mal belohnen und wenn es hilft? Warum nicht. Auf jeden Fall ging ich jetzt noch viel
lieber in den Hafen zum Basteln als vorher.
Im April war das Deck unten und wir fragten uns, welcher Decksbelag als Alternative in Frage käme. Aufgrund der
Oberflächenstruktur fiel ein reines Lackieren aus, Treadmaster ist nicht unser Geschmack. Ein Teakdeck war uns zu
teuer und wir sahen uns zu diesem Zeitpunkt nicht in der Lage, ein Teakdeck selbst zu verlegen. In der Palstek
wurde gerade ein neuer Decksbelag vorgestellt, der sich Flexiteak nannte. Der Belag wird in Streifen verkauft,
man klebt die Streifen mit PVC-Kleber zusammen. Mit Epoxidharz verklebt man ihn flächig auf dem Untergrund.
Nach mehreren Telefonaten mit Herrn Clausen von Rüegg ließen wir uns vor Ort bei ihm beraten und waren damals
wirklich erstaunt. Dieses PVC sieht aus, wie frisch verlegtes Teakholz. Selbst nach der Grabbelprobe waren
Bootsbauer erstaunt, dass es sich um PVC und nicht um Holz handelte. Immer noch kommen andere Segelkameraden zu
uns und beglückwünschen uns zu unserem tollen Teakdeck. Leider besitzen wir nicht die Coolness, sie in dem Glauben
zu lassen, dass es sich um echtes Teak handelt.
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